Von Himmelfahrt bis Pfingsten 2004 feierten die Einwohner von Meuselbach-Schwarzmühle mit ihren Gästen die erste urkundliche Erwähnung Meuselbachs im Jahre 1354. Eine Anweisung des Grafen von Schwarzburg, in der er die Zahlung von zehin Phund Phenningen ierlichs zins an die Stadt Königsee durch das Dorf Muzilbach verlangt, ist die älteste bekannte Urkunde darüber.
Mit viel Fleiß und Einfallsreichtum wurden die Veranstaltungen dieser zehn Tage vorbereitet. Ein Dorf lebt von der freiwilligen und engagierten Mitarbeit seiner Vereine, seiner Betriebe, Handwerker und jedes einzelnen Bürgers. Tausende von Arbeitsstunden wurden auf Anregung des Festkomitees geleistet, bis am 21. Mai die feierliche Eröffnung stattfinden konnte, an der zahlreiche Ehrengäste, unter ihnen Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus, teilnahmen. Gratulationen und Glückwünsche gab es auch von den Bürgermeistern der Nachbargemeinden und von Vertretern des Landkreises. Besonderen Beifall erhielt der Bürgermeister der Stadt Seiffen im Erzgebirge. Er war gekommen, um sich für die großzügige Hilfe der Meuselbacher für seine durch die Hochwasserkatastrophe geschädigten Bürger zu bedanken.
Die folgenden Tage brachten gelungene Veranstaltungen als schönsten Lohn für alle Mühen. Bekannte Ensembles und Solisten traten im großen Festzelt und in der Kirche auf, unter ihnen die Elstertaler Musikanten und Harpo als Stargast, Takeo Ischi, der Meistjodler aus Japan, die Sopranistin Nicole Umbreit mit Operettenmelodien, die Rockgruppe "Nu Ragers" und als Höhepunkt die Band "The Firebirds" aus Leipzig mit der Supergruppe "Boney M". Aber auch örtliche Ausstellungen in der Heimatstube und im Feuerwehrgerätehaus rundeten das kulturelle Angebot ab. Kleine Geschichten und Erzählungen aus der Vergangenheit Meuselbachs sorgten für Stimmung und Heiterkeit.
Zum Höhepunkt der Feierlichkeiten wurde der große historische Festumzug am Pfingstsonntag. Bei herrlichstem Sonneschein und begleitet von vier Musikkapellen zog sich ein schier endloser Teilnehmerzug durch den Ort. In 47 Bildern wurden wichtige Ereignisse aus Vergangenheit und Gegenwart dargestellt. Holzfäller, Köhler, Harzscharrer und Pechsieder führten den Zug an, denn sie waren die ersten, die den schwer zugänglichen Wald nutzten und rodeten, bis sie auf den geschaffenen Lichtungen und Flächen Ackerbau betreiben konnten. Schon lange vor der urkundlichen Ersterwähnung schufen sie sich aus eigener Kraft eine karge Existenz, denn der spärliche Boden gab nie viel her. 1465 wird von 21 Erbgütern berichtet, die noch den gleichen Zins wie 1354 zu zahlen hatten. Der Wald mit seinem Holz, den Kräutern und Beeren war die wichtigste Rohstoffquelle und blieb es bis heute. Stellmacher und Steckchenschnitzer im Festumzug erinnerten daran. Dann kamen Olitätenhändler oder Buckelapotheker, die die Heilkraft vieler Bergkräuter zur Herstellung ihrer Olitäten nutzten, mit denen sie einen mühsamen und oft gefährlichen Handel auf ihren Wanderungen bis ins Ausland trieben.
Die Laborantenfamilie Lichtenheldt schuf die Basis für die ge- werbliche Produktion von Thüringer Haus- und Arzneimitteln in dem späteren Pharmazeutischen Betrieb. Von 1745 bis 1997, über 250 Jahre, war dieser Betrieb mit bis zu 234 Arbeitsplätzen (1989) in Meuselbach ansässig. Fachleute der Glasindustrie versuchten, die Entwicklung der Glasverarbeitung in den letzten 80 Jahren mit Blasbalg und einer kleinen Maschine zu verdeutlichen. Natürlich durften auch Schulkinder mit ihrem Lehrer im Festumzug nicht fehlen, denn Meuselbach hat immerhin seit 1569 eine Schule, die auch von den Kindern aus Schwarzmühle besucht wurde. Urlauber und Touristen vervollständigten das Bild, kamen sie doch schon seit dem Bau der Schwarzataleisenbahn im Jahr 1900 gern in die Region. Die Handwerker des Ortes demonstrierten ihre Leistungsfähigkeit, die tanzenden Riesenpinsel der Malergenossenschaft und der Kuppengeist mit der Berggaststätte sorgten für Heiterkeit. Die Vereine des Ortes beteiligten sich fast ausnahmslos.
Eine Würdigung all der vielen Bemühungen, den Festumzug bunt und abwechslungsreich, aber auch aussagekräftig zu gestalten, ist unmöglich. Tausende von Zuschauern aus Nah und Fern waren angenehm überrascht; viele ehemalige Meuselbacher waren aus allen Ecken der Bundesrepublik angereist, um gemeinsam das Jubiläum ihres Heimatortes zu feiern - und sie wurden nicht enttäuscht. Was man in der Bildfolge des Festumzuges nicht darstellen konnte, kam bei dem Festakt zur Eröffnung der Feierlichkeiten zum Ausdruck: Meuselbach-Schwarzmühle hat nicht nur eine Vergangenheit, es hat auch eine Zukunft.
Sowohl Ministerpräsident Dieter Althaus als auch Bürgermeister Klaus Möller betonten das in ihren Ansprachen. Der Ort hat schon oft Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Pest, Plünderung und Drangsal im Dreißigjährigen Krieg, Hungersnöte und Auswanderungen um 1850, bittere Not während der Weltwirtschaftskrise 1928 bis 1930, die beiden Weltkriege mit vielen Gefallenen, die schweren Jahre danach - die Menschen haben sich immer wieder "hochgerappelt" - haben zusammengehalten und sich nicht unterkriegen lassen. Auch der Verlust von Arbeitsplätzen nach der Wende entmutigte sie nicht. Manches ist seither geschaffen worden, um die Zukunftschancen Meuselbachs zu verbessern. Besonders seit der Jahrtausendwende erlebte Meuselbach einen erfreulichen Aufschwung, ausgelöst durch die Dorferneuerung. Ein Dorfplatz wurde geschaffen, markante Häuser grundhaft saniert und renoviert. In Schwarzmühle entstand ein neues Feuerwehrgerätehaus.
Darüber hinaus begann im Jahr 2003 der grundhafte Ausbau der Ortsdurchfahrtsstraße, der 2006 abgeschlossen sein soll. Weiteren Aufschwung erhofft sich die Gemeinde durch die Weiterführung der Dorferneuerung von 2006 bis 2010. Dann soll die alte Gaststätte "Hirsch" zum Vereinshaus umgebaut werden. Durch den Abriss des Gasthauses "Zur Traube" wird die unübersichtliche Straßen- kreuzung entschärft. Es entsteht ein moderner Buswendeplatz mit Haltestelle. Zwei Straßen erhalten neue Asphaltdecken. Die so geschaffene moderne Infrastruktur von Meuselbach-Schwarzmühle bringt Voraussetzungen, Urlauber und Touristen anzuziehen und kleine Betriebe anzusiedeln. von Heinz Keilhauer Ein Festzug durch die Geschichte Jahrbuch 2004/2005 des Landkreises Saalfeld - Rudolstadt
Eine Vielzahl interessanter Bilder des Festumzuges und unserer Veranstaltungen haben wir für Sie unter der Rubrik "Fotoimpressionen" in einer speziellen Kategorie für Sie zum Betrachten bereitgestellt! Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Betrachten! zu den Fotos ...
Unsere Kuppe! Die Meuselbacher sagen das mit einem gewissen Stolz und fühlen Sich von alters her mit diesem markanten Berg zwischen Rennsteig und Schwarzatal verbunden. In dieser Tradition entstand auch der Kräuterlikör "Kuppengeister", welcher sich bereits weit über die Region hinaus einen Namen gemacht hat! Mehr ...
des Meuselbacher Turnvereins 1931
Historische Ansichten von Meuselbach finden Sie auch in unserem Fotoalbum unter der Rubrik "Historisches". Zu den Fotos...